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Simoun

Nach Strawberry Panic wieder ein Anime, den ich mal kurz angeschnitten und schnell wieder fallen gelassen hatte. Dann aber wieder darauf zurückgekommen bin und positiv überrascht wurde.

Doch zuerst dazu, warum ich die Serie zuerst rechts liegen gelassen habe:

Das Charakter-Design ist sehr erratisch. In einigen Einstellungen finde ich es recht gelungen und stimmig, dann sieht es aber in anderen schlicht schrecklich aus. Einzelne Charaktere sehen generell besser und andere generell schlechter aus aber oft macht die Serie, auch wegen der eher spärlichen Animation, oft einen sehr billigen Eindruck.

Dazu kommt, dass man von Simoun zu Beginn nur den Yuri-Fanservice zu sehen bekommt. Die Grundgeschichte (in der Welt werden alle als Frauen geboren und entscheiden sich dann mit 17 für ein Geschlecht) macht nicht gerade den Eindruck einer soliden Geschichte und guten Charakteren. Ich habe nichts gegen Yuri-Fanservice. Ich kann auch nicht sagen, dass mir Yuri nicht gefallen würde. Es bleibt aber eine kurzweilige Befriedigung, die mit der Befriedigung, die mir eine solide Geschichte bringt, nicht zu vergleichen ist.

Bei was dann aber später folgt, spielt der Yuri-Fanservice nur ganz am Rande eine Rolle und drängt sich nirgends störend in den Weg der Geschichte. Dazu machen die stimmungsvollen Hintergründe das manchmal etwas schreckliche Charadesign zumindest zum Teil wieder wett. Man gewöhnt sich auch langsam daran. Ehrlich.

Kommen wir nun dazu, was mich dann bei weiteren Schauen überrascht hat.

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Zuerst aber zur Handlung:

Simulacrum ist ein idyllisches und gottesfürchtiges Land, dass seinen Wohlstand runden Scheiben verdankt, die “Helical Motors” genannt werden und einer alten verstorbenen Zivilisation entstammen. Die runden Scheiben können zum rohstofffreien Antrieb verwendet werden und so geniesst Simulacrum ein sorgenfreies Leben. Die Bewohner können deshalb ihre Zeit damit verbringen, von Priesterinnen mit Simoun-Flugzeugen “Gebete” bzw. Ri Majon an den Himmel zeichnen zu lassen.

Die benachbarten Länder können von den Helical Motors aber nicht profitieren und müssen sich kruder Technik (sprich: Dampfantrieb und Co) begnügen. Schnell bekommen sie aber Probleme mit ihren Resourcen und der einzige Ausweigen scheinen die Helical Motors zu sein.

Plötzlich sieht sich Simulacrum also von allen Seiten bedroht und mitten in einem Krieg. Dabei entpuppen sich die Simoune mit ihren Ri Majon als überpotente Waffen und plötzlich müssen die Pristerinnen an der Front mitkämpfen. Wie das alte Sprichwort sagt, “Im Krieg ist das Erste Opfer die Wahrheit”, setzt sich an der Front Pragmatismus durch (die Pristerinnen werden zu Kämpferin und die Ri Majons zu Waffen), während die religiöse Elite von dieser “Wahrheit” nichts wissen möchte.

Die Pristerinnen sind in Chören organisiert und der Chor Tempest ist der beste aller Chöre, doch seit einem Unglück mit einem Ri Majon befindet er sich im freien Fall. Aeru stösst neu zum Chor hinzu und alle versuchen, irgendwie durch die schwierige Zeit zu kommen.

Die Geschichte handelt dann Chor Tempest, seinen Priesterinnen und den inneren Spannungen im Chor, der gerade einen grossen Verlust am Überwinden ist. Es geht um die persönlichen Beweggründen, im Chor entweder als Priesterin oder als Soldatin zu sein und den darin verstrickten Freund- und Feindschaften. Der Chor ist dabei eine enge Gruppe, die so oft es auch Reibereien gibt, immer auch wieder zusammenhalten muss.

Spannend finde ich die Ausgangslage, bei der die Religion langsam vom Pragmatismus des Krieges überholt wird. Es wird dabei thematisiert, wie der Glauben und der Pragmatismus zwischen Personen aber auch in Personen aufeinander trifft und wie sich jeder für die schwierige Zeit einen eigenen Inhalt bzw. Glauben sucht, um weiter zu kommen.

Auch die Beziehungen im Chor und die Charaktere sind spannender und realistischer ausgearbeitet, als man es von vergleichbaren Anime erwarten würde. Vor allem hat es mir Aeru angetan, vor der man, wie es ihre Partnerin einmal treffend ausdrückt, einfach Angst haben muss. ^^ Aeru ist auf der einen Seite ein richtiger Klotz. Sie ist selbstsicher bis zum Exzess und unsensibel für alle Unsicherheiten, welche die anderen Chormitglieder so haben. Daneben kann sie aber auch freundschaftlich und ab und zu überraschend rücksichtsvoll sein. Sie hat sozusagen ihre eigenen Werte und ist abweichenden Ansichten gegenüber recht blind (nicht ganz blind – aber ziemlich).

Die ganze etwas zwielichtige Sache mit den Geschlechtern ist dann auch recht gut in die Geschichte eingebunden. Im Prinzip handelt sich dabei um die grosse Entscheidung im Leben, mit der man erwachsen wird. Priesterin kann nur sein, wer diese Entscheidung noch nicht gefällt hat und damit könnten die meisten Priesterinnen aus dem Chor eigentlich jederzeit die Quelle besuchen und ins weitere Leben fortgehen. Aus verschiedenen Gründen bleiben sie aber im Chor und das ist auch wieder wichtig für die Beweggründe der einzelnen Charakteren.

Richtige Yuri-Beziehungen gibt es soweit (soll ich darüber jetzt traurig oder froh sein?) nur eine, die auch schon in der ersten Episode vorbei ist. Im Prinzip ist es aber eine geschlechtslose Liebe, da ein Teil später in der Quelle zu einem Mann werden kann (bei einem Missverständnis hat man dann Yuri – oder Yaoi). Das ist aber nur eine Ausrede, da alle Charaktere von Frauen gesprochen werden und einen rechten Vorbau haben…

Ich muss sagen, dass ich von der Serie ziemlich angetan bin. Die Charaktere sind (abgesehen vom Charadesign) sympathisch und es ist spannend, die Spannungen und Entspannungen im Chor zu verfolgen und damit auch zusehends mehr über die Charaktere zu erfahren.

Schaut man sich die Saff des Anime an, findet man doch ein paar interessante Köpfe: Regie / Skript: Junji Nishimura (Ranma 1/2, Windy Tales, Violinist of Hameln, Kyo Kara Mahou, Urusei Yatsura TV & Beautiful Dreamer [Asisstant Director]) Skript: Mari Okada (Rozen Maiden, Red Garden, Diamond Dust Drops, ARIA) Skript / Series Composition: Akatsuki Yamatoya (FMA, Kaze no Yojimbo, Scrapped Princess)

von Adrian am 16.01.2007 in Anime
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