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Evil Heart

Evil Heart ist ein Manga von Tomo Taketomi, der diesen Monat bei Kana auf Französisch erschienen ist.

Der Manga hat mir sehr gefallen, vor allem wegen der speziellen Thematik und der sehr guten Art, wie der Manga diese angeht.

Die Geschichte handelt von Umeo Masaki, der zusammen mit seiner älteren Schwester Machiko aufgrund zuerst unklaren Umständen alleine lebt und regelmässig von seinem Vater Unterhalt bekommt.
Umeo tritt gerade in die Mittelschule ein und schon an der Eröffnungszeremonie prügelt er sich mit älteren Schülern. Er möchte sich eigentlich von den Gewaltexzessen in der Grundschule lösen und endlich Feundschaften schliessen aber mit diesem Auftritt hat er bereits seine Klassenmitglieder verschüchtert. Dazu gerät er auch immer wieder an die älteren Studenten, auch wenn er ihnen immer auszuweichen versucht und sie nicht provoziert. Hat er aber eine Schlägerei einmal begonnen, kann sich Umino nicht mehr stoppen und gewinnt gegen die älteren Schüler schnell die Oberhand. Doch immer ist sein Lehrer und Aikido-Meister Daniel zur Stelle und kann Umino schnell aus seiner Rage befreien. Durch seine wiederholten Niederlagen beginnt sich Umino immer mehr für Aikido zu interessieren, auch wenn er die Grundlagen des Kampfsportes nicht wirklich versteht.

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Wie man später im ersten Band erfährt, kommt Umino aus einer Prekären Familiensituation. Sein Vater hat sich schon früh geschieden und ist weggezogen. Daraufhin hat er zusammen mit seiner Mutter, seiner Schwester und seinem grossen Bruder gelebt. Dieser wurde zunehmend Gewalttätig und hat Umino’s Mutter regelmässig verprügelt. Umino konnte nicht länger zusehen, wie seine hilflose Mutter verprügelt wird, und hat sich in den Kampf mit seinem Bruder eingemischt, den er offensichtlich nie gewinnen konnnte.
Eines Tages konnte es seine Mutter nicht mehr ertragen und hat während eines Gewaltexzesses seinen Bruder mit einem Messer angegriffen und ihn schwer verletzt. Sie wurde darauf verurteilt, von den Kindern getrennt und der Bruder ist untergetaucht.

Die Grundsituation, und das ist bisher meine einzige Kritik am Manga, ist etwas unwahrscheinlich. Kaum würde man nach so einem Vorfall zwei 12- und 16-jährige Kinder einfach alleine Lassen. Ich kenne die Situation in Japan nicht aber zumindest bei uns wäre so etwas sicher nicht denkbar.

Abgesehen davon ist der Manga eine sehr schöne Schilderung zweier Kinder, die versuchen, mit ihrer schwierigen familiären Situation und ganz allgemein Gewalt umzugehen. Umino steht gewissermassen vor einem Scheideweg: Er hat in den Kämpfen mit seinem Bruder gelernt, dass er zuschlagen muss, bevor er geschlagen wird. Durch seine zunehmende Gewaltexzesse distanziert er sich auch immer mehr von seinem Umfeld und könnte damit den Fussstapfen seines Bruders folgen. Gleichzeitig hat er aber eine sehr gute Beziehung zu seiner Schwester, die im Manga sehr gut durch Reibereien und schöne Momente geschildert wird.

Dazu kommt Umino durch den Eintritt in die Mittelschule in ein anderes Umfeld. Seine Klasse hat sich noch keine abschliessende Meinung gebildet und seine Lehrer (insbesondere Daniel und die Schulleiterin) haben Verständnis mit seiner Situation und können ein Vorbild sein. Dabei zeichnet sich auch ab, dass die Prinzipien der Verteidigungs-Kampfkunst Aikido für Umino wichtig werden, um einen guten Umgang mit Gewalt zu erlernen.

Gut ist auch die ausgeglichene Schilderung der Umstände und das sehr glaubhafte Verhalten der Charaktere. Der Grundkern der Geschichte ist schnell klar (“Schafft es Umino, sich aus der Gewaltspirale zu befreien?”) aber wie er das bewerkstelligt und was der Manga dabei erzählt bietet sehr viel Spannung und ist wenig voraussehbar.
Der Manga wechselt dabei von schwierigen und brutalen Situationen zu schönen und gibt so auch ein glaubhaftes Gefühlsbild des Hauptcharakters ab. Eindrücklich ist dabei, wie die schlimmen Ereignisse immer wieder ganz unerwartet einbrechen, und Umino aus der schwierigen Balance werfen.

Eine Spur Kitsch ist dabei schon zu riechen aber bisher hat sich der Manga sehr gut von Platitüden und einfachen Antworten ferngehalten. Ein bisschen Idealismus ist sicher dabei aber der ist beim Thema und der guten Schilderung sicher angebracht. Bleibt zumindest abzusehen, wie sich die Situation weiter mit dem Aikido verhält.

Alles in allem kann ich den Manga allen empfehlen, die eine unkonventionelle und vor allem gute erzählte Geschichte mögen.


Umino und seine Schwester


Umino wurde von älteren Studenten provoziert


Umino und sein Lehrer und Aikido-Meister Daniel

von Adrian am 21.11.2006 in Manga
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