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Nicht “Animation” mit “Animation” verwechseln

In diesem Blog habe ich schon über Animation geschrieben und das Thema lässt mich nicht mehr los. Angespornt von Benjamin Ettingers Blog, in dem er seine Leidenschaft so gut aber auch so knapp als “Animation, die Spass macht” zusammen gefasst hat.

Das wirft dann aber auch schon Licht auf die Schwierigkeit des Themas: Was ist überhaupt Animation und was ist gute Animation?

Viele Leute vermischen schon bei der ersten Frage unterschiedliche Sachen, vor allem im Englischen, wo der Begriff “animation” (die Animation) auch für das Genre verwendet werden kann: “animation” (der Animationsfilm). So wird oft von schlechter Animation gesprochen, doch die Animation an sich ist dabei gar nicht gemeint.

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Es gibt verschiedene Gesichtspunkte, welche für den Eindruck eines Animationsfilmes wichtig sein können:

  • Animation
  • Zeichnung
  • Inszenierung
  • Ton
  • Plot

Während Ton und Plot klar als eigenständig angesehen werden, so wird die Unterscheidung zwischen Animation und Zeichnung und manchmal auch Inszenierung gerne vermischt. Dabei sind aber gerade Zeichnung und Animation zwei klar getrennte Aspekte. So kann zum Beispiel ein krakeliges Strichmännchen erstklassig animiert sein oder aber eine erstklassige Zeichnung langweilig animiert.

Wobei gerade diese Differenz oft zu beobachten ist und wahrscheinlich ein Widerspruch darstellt: Aufwendige Zeichnungen sind nur spärlich animiert, während einfache und vielleicht sogar krakelige Zeichnungen dem Animator mehr Raum lassen, eine spannende Animation zu erstellen.

Aktuelles Beispiel ist in diesem Fall die siebte Episode von Tetsuwan Birdy Decode 2, von der im Internet einzelne Standbilder mit abschätzigen Kommentaren kursiert sind.


Stein des Anstosses: Eine Sequenz aus Birdy the Mighty Decode 2

Dabei wird mehrmals von “animation quality” gesprochen, wobei, entweder aus Unwissen oder mangelnder Sensibilität, die Zeichnungen gemeint sind. Sicher, die einzelnen Zeichnungen sind schnell hingeworfen und stehen im starken Kontrast zu den aufwendigeren Zeichnungen, die im Rest der Serie verwendet werden. Es kann aber in keiner Weise von schlechter Animation gesprochen werden, denn diese ist in den entsprechenden Sequenzen alles andere als schlecht.

Ein klares Indiz dafür ist auch die Wichtigkeit dieser Episode, sie ist ein Höhepunkt in der zweiten Season und eine Schlüsselsequenz für die ganze Serie. Gespart wird in unbedeutenden Füller-Episoden aber nicht an so zentraler Stelle (z.B. die darauf folgende Episode – die ist viel schlechter animiert). Vielmehr haben sich die Produzenten offensichtlich dazu entschlossen, die Sequenzen talentierten Animatoren in die Hände zu geben und anstatt auf die Qualität der einzelnen Zeichnungen auf die Qualität der Animation zu setzen. Gerade in einer Action-Sequenz mit viel Bewegung eine nahe liegende Entscheidung.


Eine einfach gezeichnete Renn-Sequenz. Das Rennen ist im Gegensatz zu anderen Serien immerhin richtig animiert.

Sicher hätten die Produztenten auch mit dem knappen Budget einer TV-Produktion zu kämpfen und mit entsprechenden Mitteln liesse sich die gleiche Sequenz auch mit aufwendigeren Zeichnungen realisieren. Wichtig ist hier aber der bewusste und mutige Entschluss, der Animation den Vorrang zu geben. Viele Serien versuchen zu verbissen einen einheitlichen Stil zu gewährleisten und verunmöglichen damit schon im Voraus bestimmte bewegungsreiche Sequenzen.

Mich persönlich stören unterschiedliche Stile in der gleichen Serie auch nicht und mir liegt es weniger an aufwendigen Zeichnungen als an gutem Timing und spannender Animation. Bei vielen Leuten scheint das aber genau umgekehrt zu sein: Abwechselnde Stile sind ihnen ein Gräuel und sie stören sich an jedem nicht perfekt gezeichnetem Einzelbild.

Da möchte ich dazu aufrufen, doch mehr auf die Animation zu achten! Ansonsten kann man  gleich ein Bilderbuch lesen…

So sieht die Serie etwa im rest der Episode aus.
von Adrian am 15.05.2009 in Anime
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4 Kommentare

• Suzu

Gerade gestern habe ich einen schrecklich animierten und gezeichnetetn low budget Anime gesehen und mir etwas Gedanken darüber gemacht. Generell verzichte ich lieber auf Animationsqualität wenn ich dafür einigermassen ordentliche Zeichnungen bekomme. Natürlich sehe ich auch gern erstklassig animierte Anime/Zeichentrickfilme und die machen auch wirklich Spass, wie du erwähnt hast, aber ich kann darauf verzichten, da mir das Wichtigste immer noch die Story und Atmosphäre ist.

Yuki

Guter Beitrag. Das musste mal differenziert werden. Oder zumindest musste mal gesagt werden, dass da eigentlich zu differenzieren ist :D. Mich persönlich stören die Birdy Sequenzen übrigens nicht – naja, ich schau die Serie aber auch eigentlich nicht xD…

…muss aber ehrlich zugeben das der Birdy Ausschnitt schon ziemlich auffällig “schlecht gezeichnet” ist. Gibt viele Anime, die ab und zu gerne auf Details verzichten oder korrekte Linien, aber sooo ungenau isses doch schon eher selten…

…wirklich gut ist sowas eigentlich auch nur, wenn die Animationen und Schnitte so schnell sind, dass man die miesen Zeichnungen garnicht mitbekommt.

Ansonsten stört’s mich aber nicht, auch nicht, wenn Charaktere plötzlich die Haarfarbe ändern.

Ataru

Ich kann mich an meine vorgehenden Schreibern anschliessen: Ein wirklich guter Beitrag. Ich selber mag solche auffälligen Sequenzen, gerade weil es spannend zu sehen ist, wie sie animiert wurden. Wobei ich auch zugeben muss, dass es mich wahrscheinlich nicht in jedem Anime gefallen würde. In progressiven bzw. “intellektuellen” Serien, die bewusst in die Richtung künstlerischer Advantgarde gehen, bin ich als Zuschauer viel mehr bereit, 2D-Animation weg von der üblichen Norm “hübsche Einzelzeichnungen aber langweilige Bewegungen”-Animation zu akzeptieren. Das war bei den Kinofilmen Mind Game der Fall, oder auch bei Serien wie Nahou ni Taisetsu na Koto: Natu no Sora. Hier wollen die Macher, dass die Zuschauer nicht nur passiv der Handlung ausgesetzt sind, sondern dass sie sich auch aktiv Gedanken über die Machart des jeweilgen Animes machen. Bei einer epischen Serie wie Crest of the Stars hingegen, wo man als Zuschauer in eine wunderbare komplexe Welt mit liebenswerten und spannenden Figuren hineingeworfen wird, würden mich plötzliche “auffälligen” Animationssequenzen eher stören, weil sie von der Handlung ablenken ^^’

Sandra

Interessanter Bericht! Vielen Dank für deine Erklärungen, ich habe etwas Neues über die Animation gelernt, sehr interessant, weiter so!

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