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Hosodas Plot Wars

Hosoda hat an einer Kunst-Universität studiert und 1991 in Ölmalerei einen Abschluss gemacht. Anschliessend begann er bei Toei Animation als Animator zu arbeiten, konnte schnell erste Regie-Erfahrungen sammeln und 1999 bei seinem ersten Kinofilm Regie führen (Digimon Adventure). Seine mutige Umsetzung auf eine realistische und atypische Weise hat ihm viel Aufmerksamkeit gebracht und Hayao Miyazaki dazu veranlasst, ihn als Regisseur von Howl’s Moving Castle zu engagieren. Die Zusammenarbeit fruchtete aber nicht und Miyazaki übernahm die Regie am Schluss gleich selber. Hosoda wechselte darauf bald von Toei zu Madhouse und hat dort seither – nicht unbedingt mit kommerziellem Erfolg aber viel Lob der Kritiker und vielen Auszeichnungen – zwei Filme realisiert: Das Mädchen, das durch die Zeit sprang und zuletzt Summer Wars.

Dabei etabliert Hosoda mit Summer Wars ein starkes Team aus ihm, Yoshiyuki Sadamoto für das Charakterdesign und Satoko Okudera für das Drehbuch, die auch das Drehbuch für den wunderbaren Realfilm Talk, Talk, Talk geschrieben hat und anscheinend auch an Hosodas nächstem Projekt beteiligt sein wird.

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Summer Wars spielt in einer nahen Zukunft, in der immer mehr über eine virtuelle Online-Welt namens Oz abgewickelt wird. Viele Firmen und Behörden haben dort Büros eröffnet und ihre Netzwerke damit verbunden. Kenji ist Mitglied des Computer Clubs seiner Schule und während er über die Sommerferien als Systemadministrator einen Nebenjob in Oz verfolgt, taucht plötzlich sein heimlicher Schwarm Natsuki auf und sucht jemanden, der sie gegen Bezahlung zum Geburtstag ihrer Grossmutter begleitet. Kenji nimmt das Angebot freudig an, bekommt aber Zweifel als sich Natsukis Familie als altes Samurai Geschlecht herausstellt und er sich als Natsukis Freund, Todai-Absolvent und Sohn aus einer prestigeträchtigen Familie ausgeben muss. Dazu richtet auch plötzlich ein Virus on Oz beträchtlichen Schaden an und Kenji wird verdächtigt, diesen freigesetzt zu haben.


Kenji meldet sich für Natsukis Angebot.

Das ist nur eine knappe Einleitung des Filmes und deutet nur an, was im Summer Wars plotmässig so alles abgeht. Da gibt es eine grosse Geburtstagsfeier, einen Cyberkampf mit einem beträchtlichen Chaos, das dieser in der Realität anrichtet, ein Familiendrama, eine Liebesgeschichte, eine Gedenkfeier und auch noch ein Baseballtournier. Dazu gibt es eine Unmenge von Charakteren und verschiedene Plotebenen für die Kinder, Frauen, Männer, Jungen und Alten die im Film vorkommen.


Natsuki stellt Kenji alle anwesenden vor.

Kurz, eine ziemliche Übersodosis an Plots serviert da Hosoda und beim ersten Schauen des Filmes kann das schnell etwas überfordern. Die Geschichte spielt zwar Hauptsächlich im Familienanwesen der Shinohara und in Oz, es passiert aber so viel gleichzeitig, dass man nicht alles aufs Mal aufnehmen kann. Das ist aber durchaus das Konzept des Filmes und passt zum Chaos der Vorbereitung für eine grosse Feier in einer Grossfamilie. Gegen Ende des Filmes verdichten sich die Plots dann aber und kulminieren in einem spektakulärem Schluss.

Trotz der Überladung macht Summer Wars aber viel Spass und lädt dazu ein, sich den Film gleich mehrmals anzuschauen. So kann man die vielen kleinen Details und Plots entdecken, die alle super erzählt sind und mit viel Witz aufwarten. So kann ich zum Beispiel empfehlen, sich etwas auf die Kinder im Film zu konzentrieren, die etwas in ihrer eignen Welt leben und immer irgend etwas am machen sind.


Die Cyberwelt Oz.

Oz nimmt einen grossen Teil des Filmes ein und erinnert an die Bilder von Takashi Murakami. Vom Stil her hat mich dieser Teil weniger überzeugt aber dafür mehr darin, die Komplexität und Implikationen einer solchen virtuellen Welt auf eine einfache visuelle Weise zu vermitteln. Der Film thematisiert dabei Oz nicht als separate imaginäre Welt, sondern zeigt immer wieder wie sich Oz und die Realität gegenseitig beeinflussen. Schönen Szenen sind dabei wie während dem Cyberkampf immer wieder Ablenkungen aus der Realität diesen beeinflussen oder wie die Frauen gegen Ende des Filmes und kurz vor einem nuklearen GAU sich entgeistert darüber wundern, dass es sich bei Oz nicht nur um ein Spiel handelt.


Das Anwesen von Natsukis Familie.

Summer Wars kann ich allen wärmstens empfehlen. Dabei ist es wahrscheinlich am besten, beim ersten Mal nicht zu versuchen, alles mitzubekommen. Vielmehr sollte man sich einfach auf das Chaos einlassen und den Film dann nochmals schauen, um sich auf die Details konzentrieren zu können.

von Adrian am 13.06.2010 in Anime, Film
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