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Annecy 2008, Teil I

Die ersten drei Filme von Annecy 2008.

Einleitung zum Festival

Die drei Filme sind:

  • Waltz with Bashir
  • Nocturna
  • Agent Crush

Ein durchmischter Start mit einem eindrücklichen Doku-Animationsfilm, einer schönen Geschichte der Nacht und einer dürftigen Agenten-Parodie mit Puppen.

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Waltz With Bashir
Regie: Ari Folman
Produktion: Israel, Deutschland, Frankreich
http://waltzwithbashir.com/IMDBTrailer

Waltz with Bashir wird oft mit Persepolis verglichen, der Vergleich passt aber nur bedingt. Beides sind Animationsfilme, welche eine reale und autobiografische Thematik verhandeln, aber damit endet auch die Gemeinsamkeit. Persepolis ist eine nostalgische Erzählung über das Aufwachsen, Waltz With Bashir ist die Aufarbeitung eines Kriegsmassakers.

Ari Folman dokumentiert im Film die Aufarbeitung der der Zeit während des Libanonkriegs, während der er mit den israelischen Truppen in Beirut stationiert war und das Massaker von Sabra und Schatila miterlebt hat. Zu Beginn kann sich Ari überhaupt nicht mehr an seinen Einsatz erinnern und kann sich seine Erinnerungen nur durch Gespräche mit Kameraden aus seiner Truppe wieder erschliessen. Der Film schildert dabei eindrücklich die Absurdität der Realität von Krieg und arbeitet am Ende das Massaker auf. Thematisiert wird auch die Ungenauigkeit und Verfälschbarkeit der Erinnerungen. Das Fügt sich zu einem eindrücklichen, persönlichen aber auch distanzierten und sachlichen Bild von Krieg und den Ereignissen in Beirut am 16. September.

Visuell überzeugt der Film durch einen kontrastreichen und stimmungsvollen visuellen Stil, der an frankobelgische Comics erinnert. Die Hintergründe sowie die Charaktere sind sehr detailliert, aber nur von einem relativ kleinen Animationsteam erstellt. Dabei wurden 80% der 2’000 Illustrationen vom Artdirektor David Polonsky erstellt und dann per Computer die einzelnen Zwischenbilder generiert (wie man es z.B. vom Morphing oder Flash-Animationen kennt), damit die Animation flüssig wird. Das erlaubte es dem Team gegen Ende täglich durchschnittlich 1.5 Sekunden Filmmaterial zu generieren. An die Art der Animation muss man sich zuerst etwas gewöhnen aber ich denke sie hat das starke visuelle Auftreten des Filmes auch erst ermöglicht.

Nocturna
Regie: Adrià García und Víctor Maldonado
Produktion: Spanien
http://movies.filmax.com/nocturna/IMDBTrailer

Viele Filme beginnen mit einer guten Idee, bringen diese dann aber zu keinem befriedigendem Ende. Während die Ausgangslage unmittelbar aber dafür auch unkonkreter überzeugen muss, geht es beim Schluss um den dramatischen Aufbau und die logische sowie stimmige Auflösung der Geschichte. Vielleicht weil für den Verkauf eines Filmes die Anfangsidee wichtiger ist oder vielleicht auch weil ein gutes Ende zu schreiben schwierig ist, fehlt den Filmen mit guten Ideen meist am Ende der elegante Abschluss. Eventuell liegt es aber auch daran, dass solche Filme das Interesse wecken und die hohen Erwartungen nur selten dann auch einlösen können. Filme mit schlechten Start aber brilliatem Ende verpasst man vielleicht, weil iman hnen gar nie eine Chance gibt.

Tim lebt in einem Weisenhaus und kann am Abend nur einschlafen, wenn er die Sterne und besonders seinen eigenen Stern sehen kann. Eines Nachts verschwindet dieser aber und als Tim deswegen nicht einschlafen kann, gelangt er in Nocturna – die Welt der Nacht. Dort trifft er auf den Hirten der Katzen, der sich eigentlich um den Schlaf der Kinder kümmern müsste, und überredet ihn ihm zu helfen herauszufinden, was mit seinem Stern passiert ist.

Nocturna ist schön gemacht und überzeugt durch die Welt der Nacht, die mit vielen originellen Ideen ausgezeichnet ist. Gerade der Beginn im Weisenhaus hat mir auch durch eine gewisse Unbestimmtheit und Unproportionalität gefallen, die ihm etwas traumhaftes und spannendes gibt. Leider verliert Nocturna dann im Verlauf viel der Stärke des Anfangs. In der Hälfte hat man die Bewohner von Nocturna kennen gelernt und damit verfliegt auch der Spass am Entdecken der Welt. Dazu gibt es auch in der Geschichte ein paar Schnitzer, die ich als enttäuschend empfunden habe. Gerade der Plottwist am Ende ist sehr gesucht und gibt viel der schönen Unbestimmtheit und damit auch der Stärke des Anfangs auf.

Nocturna ist sicher sehenswert und ein sehr sorgfältiger und unterhaltsamer Film. Leider schafft der Film es nicht, die Idee dann auch in eine gute Geschichte zu transformieren, was am Ende dann leider etwas langatmig wird.

Agent Crush
Regie: Sean Robinson
Produktion: England, USA
http://www.agentcrush.com/IMDBTrailer

Die Ausganslage ist nicht schlecht. Eine Parodie des Agenten-Genres mit Puppen, bekannte Schauspieler für die Stimmen (Brian Cox, Ion Gruffudd, Roger Moore u.a.) und eine relativ aufwendige Produktion.

Agent Crush ist ein Androide und Geheim-Agent des World Security Network und kann besser Sprüche reissen als Bösewichten das Handwerk legen. Der Grund sind einige Bugs in seinem Programm, die in bisher davon abgehalten haben, irgend eine Mission erfolgreich zu beenden. Der Bösewicht Boris Goudphater beginnt aber seinen Plan umzusetzen, die Welt in Chaos zu stürzen, und bald is Crush der einzige, der die Welt noch retten kann.

Der Kontrast zwischen dem typischen Agenten-Film und Agent Crush, der das Genre mit Puppen parodiert, funktioniert recht gut. Gerade Crush, der alles ständig mit blöden Sprüchen und ausdrucksloser Miene kommentiert, ist gut getroffen. Ansonsten ist der Film aber ein rechtes Desaster. Die Umsetzung ist sehr aufwendig mit guten Kullissen, bekannten Schauspielern und guten Action-Sequenzen. Dabei versucht aber keine dieser Komponenten witzig zu sein. Der Kontrast mit den Puppen ist gut aber sonst sind Kullissen, Puppen, Soundtrack und Story zwar solide gemacht, vermissen aber jeglichen Witz und Charme. Es scheint als habe man ganz auf die Dialoge vertraut, um den Film unterhaltstam zu machen. Nur leider sind die Dialoge der am wenigsten witzige Teil des Filmes. Sie wagen nichts, verlassen sich auf schlechten Wortwitz und bewegen sich auf einem Niveau das zu langweilig und auch zu normal ist, um aus der Überzeichnung wieder Witz zu schlagen.

Lange Strecken des Filmes sind einfach nur schrecklich langweilig und die Dialoge ziehen sich Stellenweise kläglich lang hin. Einige Leute haben den Saal während dem Film verlassen und ich war auch nicht sehr weit davon, es ihnen gleich zu tun. Nachträglich habe ich mir noch Team America: World Police angesehen und zwischen den Filmen liegen Welten. Die Dialoge sind in Team America auch lange nicht immer gut aber die Film kompensiert das mit Witz auf visueller Ebene und speziell auch im Soundtrack. Agent Cursh hat sich da ausschliesslich auf die Dialoge und die Puppen (was witzig ist aber nicht lange unterhält) verlassen und das ist tödlich, wenn der Humor nicht ankommt.

von Adrian am 29.06.2008 in Film
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Ein Kommentar

Yuki

Wenn “Agent Crush” Welten von “Team America” entfernt ist, wo liegt dann “Disaster!”?

Falls noch vor Agent Crush, lohnt sich der wahrscheinlich ehrlich nicht und ich lass ihn aus *g*…

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