• Winter 2011 Anime Season
Für die Winter 2011 Anime-Season habe ich eine Mitgliedschaft bei Crunchyroll gelöst und bin absolut zufrieden damit. Sie haben eine grosse Auswahl von Simulcasts, keine Probleme mit der Bandbreite und 1080p-Streams zum Teil in besserer Qualität als im Japanischen TV. Nicht zu vergleichen mit französischen Angeboten wie KZPlay, die schlecht konzipiert und technisch dürftig umgesetzt sind. Leider gibt es für die meistens Serien eine regionale Beschränkung, die sich aber ohne viel Aufwand umgehen lässt.
Das hat dazu geführt, dass ich in der letzten Season einige Serien geschaut habe, mehr als schon lange nicht mehr. Geholfen hat aber auch eine ganze Reihe von guten Serien. Der Komfort sich nicht mehr mit Fansub-Gruppen herum schlagen zu müssen, die Gewissheit auch etwas an die Produzenten zurückfliessen zu lassen und die Möglichkeit einfach in Serien zu schmökern, haben auch geholfen.
Hier mein Eindruck zu den Serien, die ich in der Winter 2011 Season geschaut habe: Baby, Please Kill Me!, Black Rock Shooter, Bodacious Space Pirates, Chihayafuru, Natsume’s Book of Friends, Nisemonogatari, Poyopoyo und Waiting in the Summer.
Auch die schon angelaufene Spring 2012 Season ist vielversprechend! Shinichiro Watanabe ist zurück mit Kids on the Slope, Kenji Nakamura mit Tsuritama und Sayo Yamamoto mit Lupin III: The Woman Called Fujiko Mine.
Baby, Please Kill Me!
Regie: Yoshiki Yamakawa, Drehbuch: Hideki Shirane, ANN
Basierend auf einem 4-koma Manga von Kaduho, handelt Baby, Please Kill Me! von den Schülerinnen Yasuna und Sonya, wobei Sonya nebenberuflich auch noch Auftragsmörderin ist. Beide verhalten sich wie ein typisches Manzai-Duo mit Sonya als Tsukkomi und Yasuna als Boke. Ab und zu gesellt sich auch noch Agiri zu dem Duo, sie entstammt einer Familie von Ninjas und versucht Yasuna immer fragwürdiges Ninja-Equipment anzudrehen.
Den Manga kannte ich schon im Voraus und hatte mich auf die Anime-Adaption gefreut. Die Dynamik zwischen Yasuna und Sonya stimmt und die Serie lässt nicht nach, auch wenn sie mit nur diesen drei Charakteren auskommen muss. Ob einem die Serie zuspricht hängt primär davon ab, ob man mit dieser Art von Humor etwas anfangen kann. Ich habe mich köstlich amüsiert und fand auch das Opening super – entgegen der gängigen Meinung der Internet-Fangemeinde.
Black Rock Shooter
Regie: Shinobu Yoshioka, Drehbuch: Mari Okada, ANN
Ein Name, den man in den letzten Jahren in den Abspannen von einigen der besten Serien finden konnte, ist der von Mari Okada. Überraschennderweise nicht in der Position der Regie, sondern als Drehbuchautorin, eine Position die sonst eher wenig Beachtung findet. Mari Okada konnte aber einen eigenen Stil und vor allem eine starke Sensibilität etablieren, die in ihren verschiedenen Serien trotz unterschiedlicher Regisseure, Stile und Genres erkennbar sind.
Dank Mari Okada ist auch aus der durchschnittlichen Black Rock Shooter OVA eine überdurchschnittliche TV-Serie geworden. Die Geschichte dreht sich um zwei Parallelwelten – die Realität und eine zweite stilisierte Welt, in der sich Gestalten gegenseitig bekriegen, die an die Charaktere aus der Realität erinnern. Während der Zusammenhang zwischen den Welten in der OVA nur oberflächlich ausgearbeitet war, geht die TV-Serie genauer darauf ein.
Die einzelnen Teile hätten gut eine recht schlechte Serie ergeben können. Doch Mari Okadas Sensibilität für die Psychologie der Charaktere rettet die Serie von den Fallgruben der Banalität und macht sie sehenswert. Gerade die Symbolik in der Parallelwelt ist nicht zu grobschlächtig oder zu bedeutungsschwanger, sondern relevant für die Geschichte und intelligent.
Bodacious Space Pirates
Regie & Drehbuch: Tatsuo Sato, ANN
Bodacious Space Pirates vom Anime-Veteran Tatsuo Sato (Martian Successor Nadesico, Stellvia, Tokyo Tribe 2) hat in seiner Art etwas sehr klassisches. Man könnte sich die Serie gut im vorletzten Jahrzehnt vorstellen und das ist wunderbar erfrischend. Ohne exzessiven Fanservice, Moe und grossen Verschwörungen oder bevorstehende Weltuntergänge. Die Welt und Geschichte von Bodacious Space Pirates ist schlicht und effizient und damit umso unterhaltsamer.
Marika muss plötzlich das Piratenschiff ihres Vaters übernehmen und sich in einer Welt behaupten, in der Piraterie zwar legalisiert wurde aber noch am Rande der Legalität operiert. Tatsuo Sato trifft eine gute Balance zwischen einer komplexen aber nicht zu detailverliebten Geschichte und zwischen viel Selbstironie und genug Ernsthaftigkeit. Weder die Geschichte noch die Charaktere sind besonders interessant aber dafür so gut erzählt, dass die Serie empfehlenswert ist.
Chihayafuru
Regie: Morio Asaka, Drehbuch: Naoya Takayama, ANN
Chihayafuru dreht sich um das Kartenspiel Karuta, das mit den Hyakunin Isshu Gedicht-Karten gespielt wird, die Gedichte vom Japanischen Kaiserhof zwischen 500 – 1000 n.Chr. versammeln. Zwei Spieler treten gegeneinander an, teilen die Karten auf und legen sie vor sich auf den Boden. Die erste hälfte eines Gedichtes wird vorgelesen und die Spieler müssen so schnell wie möglich die Karte mit dem zweiten Teil auf dem Boden finden.
Das Spiel ist so langweilig und altbacken wie es tönt, doch Chihayafuru gelingt es brilliant, aus dem Spiel und dessen Japanischen Meisterschaften eine spannende Geschichte zu machen. Das gelingt vor allem durch seine erstklassige Machart, sympathische Charaktere und viel Humor.
Natsume’s Book of Friends Four
Regie: Takahiro Omori, Drehbuch: Sadayuki Murai, ANN
Takahiro Omori führt schon seit Mitte der 90er Regie und überzeugt immer wieder mit vielseitigen und hochwertigen Projekten. Angefangen mit Fancy Lala und Hyper Police in den 90ern und vor allem in den letzten Jahren mit Princess Jellyfish, Durarara!! oder auch Koi Kaze. Omori adaptiert den Manga von Yuki Midorikawa sehr werkgetreu und mit der nötigen Sensibilität. Seit 2008 werden immer wieder 13-teilige Serien produziert, die langsam die einzelnen Geschichten des Manga adaptieren.
Natsume kann Geister sehen und nachdem seine Eltern verstorben sind, wird er von Verwandten zu Verwandten weiter gereicht. Sein unerklärliches Verhalten, wenn er von Geistern gejagt wird, isoliert ihn von seinen Klassenkameraden und Gastfamilien. Bis er von den Fujiwaras bedingungslos aufgenommen wird. Langsam akzeptiert er seine Fähigkeit Geister zu sehen und knüpft Freundschaften mit Klassenkameraden und einigen Geistern.
Die Story ist in einzelne unabhängige Geschichten aufgeteilt, wobei es aber immer eine langsame aber stetige Entwicklung gibt. Midorikawa hat es erstklassig geschafft, die einzelnen Episoden eigenständig zu halten, die Charaktere sich aber entwickeln zu lassen. Die Geschichten sind spannend und überzeugen mit ihren Charakteren und einem feinen Humor. Die Adaption von Omori ist qualitativ hochwertig, mit viel nuancierter Animation und bester Produktion.
Nisemonogatari
Regie: Akiyuki Shinbo / Tomoyuki Itamura, Drehbuch: Akiyuki Shinbo / Fuyashi Tou, ANN
Akiyuki Shinbo hat sich in den letzten Jahren als einer der grafisch innovativsten Anime-Regisseure etabliert und in etlichen Serien eine grosse Experimentierfreude bewiesen. So setzt er zum Beispiel als einziger Anime-Regisseur Typografie bewusst ein und arbeitet stark mit visueller Reduktion und Repetition. Das macht ihn für mich zu einem äusserst spannenden Regisseur, nur leider setzt er in seinen Serien meistens auch auf exzessiven Fanservice.
Während bei Nisemonogataris Vorgänger, Bakemonogatari, das Visuelle noch über den Fanservice hinwegtrösten konnte, ist dieser bei letzterer so penetrant, dass auch die schönsten Layouts nicht helfen. In vielen Fällen ist die Hauptmotivation die Maximierung des Fanservice und alles andere muss darunter leiden. Schade.
Poyopoyo
Regie & Drehbuch: Akitaro Daichi, ANN
Akitaro Daichi (Child’s Toy, Jubei-chan, Now and Then; Here and There, Fruits Basket) vertreibt sich die letzten Jahren mit kurzen Comedy-Serien (Gag Manga Biyori, Kuruneko und Yume o Kanaeru Zou). Poyopoyo ist nach Kuroneko eine weitere Comedy-Serie über Katzen, dieses Mal über eine, die so rund wie eine Kugel ist.
Akitaro Daichi versteht etwas von Comedy-Timing wie kein anderer und damit ist er prädestiniert für Comedy-Serien. Poyopoyo ist keine Ausnahme, die kurzen dreiminütigen Episoden sind witzig und kurzweilig. Dennoch würde ich mir mal wieder eine richtige Serie von ihm wünschen, eine auf der Höhe von Jubel-chan 2 oder Now and Then, Here and There.
Waiting in the Summer
Regie: Tatsuyuki Nagai, Drehbuch: Yousuke Kuroda, ANN
Der spiritueller Nachfolger von Onegai Teacher und Onegai Twins (auch mit Yousuke Kuroda als Autor und Taraku Uon als Charakter-Designer) verläuft sich im Beziehungs-Wirrwar, ohne dass ich irgendwo emotionalen anknüpfen könnte. Die Serie ist eine Aneinanderreihung von klassischen Situationen, welche mit einem Schüler-Filmprojekt unmotiviert und langweilig verknüpft werden. Dazu kommt eine gleichsam unmotivierter Plot mit Aliens, der in einem klassischen “geht ihr nur weiter, ich halte sie auf!”-Finale jedes Nebencharakters kulminiert und damit die Uninspiriertheit der Serie besiegelt. Das ist schade, nur schon wegen der schönen Machart der Serie.
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