• Fantoche 2011
Dieses Jahr war das Fantoche Festival für Animationsfilm in Baden für mich in doppelter Hinsicht ein Vergnügen: Nicht nur mag ich Festivals und besonders Animationsfilm-Festivals sondern wurde eines meiner Projekte dort ausgestellt. Nach der Abgabe der Version für die Ausstellung war das Fantoche auch eine Belohnung für zwei Monate intensiver Arbeit.
Neben dem stetig wachsenden Computerspiel-Schwerpunkt mit Ausstellungen und spannenden Präsentationen, den das Fantoche nun schon zum dritten Mal veranstaltet, freue ich mich immer auf die Langfilme, von denen in der Regel nur wenige bei uns regulär im Kino anlaufen. Dieses Jahr war für mich keiner darunter, den ich schon im Voraus sehnlichst erwartet hätte. Doch drei der Filme, die ich mit etwas zwiespältiger Vorfreude schauen gegangen bin, haben mich positiv überrascht.
Nachfolgend kurze Kritiken zu den vier Langspielfilmen, die ich am Fantoche zum ersten Mal gesehen habe: The Great Bear, Tatsumi, Le Chat du Rabbin und Une Vie de Chat.
The Great Bear
Regie: Esben Toft Jacobsen, Produktionsland: Dänemark. IMDB
Der dänische Kinderfilm überzeugt vor allem durch die Reduktion: Die Story wird gekonnt mit nur vier Charakteren und wenigen Elementen erzählt und das 3D-Rendering ist nicht von der besten Qualität, bringt aber verblüffend schöne Naturbilder zustande. Die Animation ist auch einfach aber sauber und effektiv, gerade der grosse Bär überzeugt in dieser Hinsicht klar.
Jonathan und seine kleine Schwester Sophie haben einen Streit, worauf sich Sophie in den grossen Wald wagt und dort auf den grossen Bär trifft, der sie aufnimmt und beschützt. Jonathan folgt seiner Schwester auf der Suche nach ihr und trifft dabei auf einen Jäger, der schon lange dem grossen Bären auf der Schliche ist und sich an ihm für die Zerstörung seines Dorfes rächen möchte.
Der Film versucht auch eine Öko-Botschaft zu vermitteln, die zum Glück nicht aufdringlich ist und sich mehr im Hintergrund hält. Sie reduziert sich dann aber auch auf die etwas platte Aussage, dass der Mensch mit der Natur zusammen leben soll und verkitscht dabei die Natur zu etwas grundlegend Gutem, das keinem Mensch ein Haar krümmen würde, wenn wir nur nett zu ihr wären.
Tatsumi
Regie: Eric Khoo, Produktionsland: Singapur. IMDB
Film über den Manga-Zeichner Yoshihiro Tatsumi, der 1957 die Gekiga-Bewegung gestartet hat. Diese hat die damals noch als reine Kinder-Literatur angesehnen Mangas auch als Erwachsenen-Literatur etabliert und damit auch den “Manga-Gott” Osamu Tezuka zum Zeichnen von Mangas für eine ältere Zielgruppe veranlasst. Der Film ist eine Mischung aus der Biografie von Tatsumi (welche er selber als Manga veröffentlicht hat) und fünf seiner Kurzgeschichten.
Neben den grossartigen Kurzgeschichten verblasst Tatsumis eigene Biografie und am Anfang ist es schwierig, die Übergänge zwischen seiner Biografie und den einzelnen Geschichten zu erkennen. Dafür glänzt der Film aber mit der grafischen Adaption von Tatsumis Zeichnungsstil, der wunderbar animiert ist und äusserst frisch wirkt. Dazu kommt der gelungene Soundtrack, komponiert vom 13-Jährigen Sohn des Regisseurs.
Le Chat du Rabbin
Regie: Antoine Delesvaux und Joann Sfar, Produktionsland: Frankreich und Österreich. IMDB
Basierend auf der gleichnamigen Comic-Serie von Joann Sfar, adaptiert vom Autor selber. Nahe am wunderbar eigensinnigen Zeichenstil des Comics gehalten überzeugt der Film auf grafischer Ebene wie auch durch seinen trockenen Humor, der sich mit den vielen Wiedersprüchen der Religionen befasst.
Anfangs des 20. Jahrhunderts in Algier lebt ein Rabbiner mit seiner Tochter und ihrer Katze. Nachdem diese einen Papagei verspeisen hat, beginnt sie plötzlich zu sprechen und möchte, nachdem sie der Rabbiner in das Judentum eingeführt hat, auch seine Bar Mitzwa absolvieren. Im folgenden stellt die Katze zwar nicht die Religion an sich in Frage, entblösst aber viele Wiedersprüche im Glauben der einzelnen Charaktere.
Der sehr episodenhaft erzählte Film fällt dramaturgisch etwas auseinander. Es wird nicht klar wohin der Plot eigentlich will, bis im zweiten Teil des Films eine Reise etwas Struktur bringt. Die einzelnen Episoden sind aber mehr als Unterhaltend genug, um über diese Schwäche hinwegzusehen. Nur schon die Katze mit der Stimme von François Morel macht den Film sehenswert.
Une Vie de Chat
Regie: Jean-Loup Felicioli und Alain Gagnol, Produktionsland: Frankreich, Niederlande, Schweiz und Belgien. IMDB
Die Überraschung des diesjährigen Fantoche: Überaus witziger und einfallsreicher Kinderfilm mit interessantem Zeichnungsstil und sympathischen Charakteren. Auch wenn der Film verschiedene ernste Themen anschneidet, verfällt er nie dem Pathos und bietet viel clevere Action im Stil von klassischen Gauner-Komödien. Nichts am Film speziell originell oder überraschend, die gelungene Umsetzung macht aus dem Stoff aber gute Unterhaltung.
Zoés Vater wurde von dem berüchtigten Gangster Victor Costa ermordet und seither setzt ihre Mutter und Kommissarin Jeanne alles daran, den Mörder zu fassen. Dabei vernachlässigt sie zunehmend ihre Familie und damit bleibt Zoé nur noch ihre Tagesmutter Claudine und ihre Katze. Diese Führt aber ein Doppelleben und begleitet in der Nacht den Dieb Nico auf seinen Raubzügen. Als Zoe eines Abends ihre Katze aus Neugier verfolgt, wird sie in den Fall ihrer Mutter hineingezogen.
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